Die freie Meinung ist mit das höchste Gut, was es in Deutschland gibt. Das stimmt natürlich, aber manch einer nimmt das dann manchmal doch zu genau. Natürlich bin ich nicht gegen die freie Meinungsäußerung und ich denke auch nicht, dass sie unwichtig ist, denn wir haben alle das Recht dazu….Bodyshaming.

Was bedeutet dieses Wort, welches mittlerweile in den sozialen Medien recht bekannt geworden ist und was hat meine kleine Einleitung damit zu tun?

Bodyshaming

Wie das Wort schon ahnen lässt, bedeutet Bodyshaming das Schlechtreden bzw. Niedermachen des Körpers einer anderen Person. Darum geht es mir auch in diesem Artikel, da ich es selbst an mir erlebt habe und es oft Menschen betrifft, die sich in irgendeiner Weise der Öffentlichkeit, sei es durch soziale Medien oder anderweitig preisgeben. Ich finde, dass es mittlerweile ein Ausmaß angenommen hat, wo man ein Stoppzeichen setzen muss und auch wenn wir im Netz unterwegs sind, kann man Bodyshaming nicht einfach so skrupellos weitertreiben.

Eigene Erfahrung

Die meisten Erfahrungen mit Bodyshaming musste ich natürlich auf Youtube und Instagram machen. Leute die Bodyshaming betreiben wollen natürlich, dass auch andere Person daran teilhaben und es mit ansehen können, anstatt es privat per Snapchat oder anders zu machen.

Laut den Bodyshamern da draußen, bin ich entweder zu dünn, zu muskulös, zu wenig muskulös, habe einen zu kleinen Po, meine Fingernägel sind zu lang, meine Haare zu kurz, meine Haare zu lang, meine Haare zu dunkel, meine Haare zu blond, meine Haut zu dunkel, meine Augen zu stark geschminkt…und wenn ich die Liste noch weiterführen würde, dann könnte ich die Unendliche Geschichte des Bodyshamings daraus schreiben. Manch einer wird das bei mir auch gar nicht sehen, weil ich der Meinung bin, dass irgendwann die freie Meinungsäußerung auch aufhört und nicht mit einem Angriff auf die Persönlichkeit verwechselt werden darf. Ich denke auch, dass Bodyshaming eben keinen freien Lauf auf den Kanälen haben sollte. Das ist auch ganz klar von sachlicher Kritik zu unterscheiden.

Das beste, was ich immer höre, auch bei anderen Youtubern ist dann natürlich, dass wir selbst Schuld sind, weil wir uns mit Youtube der Öffentlichkeit stellen und deswegen müssen wir uns alles gefallen lassen, solange es keine Beleidigung ist. Und genau das ist der knackende Punkt:

Wo hört die freie Meinungsäußerung auf und wo beginnt die Beleidigung?

Manche definieren das einfach für sich. Ich kann es auch nicht zu 100% wissen, aber durch mein Jura-Studium habe ich mich sehr tief und lange mit dem Thema beschäftigt und kann sagen, dass das Thema sich auch in den letzten Jahren durch das Internet noch verstärkt hat.

Nur weil etwas ein Recht ist, heißt das nicht, dass es richtig ist.

Die meisten Menschen, die Bodyshaming betreiben und zum Beispiel schreiben, dass ich zu dünn wäre, die sind nicht ernsthaft besorgt um mein Wohlergehen und wollen mir einen freundschaftlichen Rat geben, sondern weil sie meistens mit sich selbst ein Problem haben. Das mag für den einen zu stereotypisch klingen, aber ich konnte in vielen psychologischen Artikeln auch nachlesen, dass es tatsächlich so ist und diese Personen meistens unzufrieden mit ihrem Leben an sich sind, das muss nicht mal der Körper sein. Natürlich müssen sie diese Frustration dann auch irgendwo rauslassen.

Das soll nicht heißen, dass ich oder andere Youtuber nicht für Kritik offen sind. Wenn mir jemand schreibt oder unter einem Video kommentiert, dass er sich zum Beispiel einen anderen Videoschnitt wünschen würde, dann hat das nichts mit Bodyshaming zu tun. Bodyshaming reduziert sich wirklich nur auf die oberflächliche Kritik des Körpers. Da funktioniert auch nicht das Argument, dass ich als Fitness-Youtuberin,-Model,-Instagrammerin oder wie man es nennen will dafür offene sein muss. Genau das darf eben nicht gedacht und von der Gesellschaft erwartet werden, nur weil jemand in die Öffentlichkeit tritt.

Wir Youtuber zum Beispiel treten nicht anders in die Öffentlichkeit als jemand, der auch einen Instagram-Kanal oder ein öffentlich sichtbares Facebook-Profil hat. Ab welcher Größe des Kanals oder Profils ist es denn in Ordnung andere auf ihren Körper zu reduzieren? Ich finde es ist egal, wie viele Follower man hat. Jeder sollte sich einfach fragen, ob sein Kommentar in Ordnung ist und sich zu fragen, was einem das Recht gibt eine andere Person so zu unreflektiert zu kritisieren.

Und auch wenn jetzt einer kommt und mir etwas von freier Meinungsäußerung erzählen will, dann würde ich mich an seiner Stelle fragen, ob ich das gleiche zu der Person ins Gesicht sagen würde, wenn ich sie auf der Strasse treffe? Natürlich würde man das nicht machen, weil man dann direkt vorm Gegenüber steht.

Deshalb werde ich es auch in Zukunft nicht mehr auf meinem Youtube-Kanal tolerieren. Ich habe es schon etliche Male erklärt und mir schon etliches anhören müssen und habe einfach keine Lust mehr darauf.

Ich bekomme besonders oft zu hören, dass ich „zu dünn“ sei. Natürlich gibt es auch Personen, die das Gegenteil hören. Manchmal denke ich aber, dass viele Leute denken, dass man „zu dünn“ nicht so sehr beleidigend finden kann, wie „zu dick“ und irgendwie wird diese Aussage mehr akzeptiert. Dabei ist es genau das gleiche, wenn ich es nicht hören möchte. Es wäre anders, wenn ich mich in einem Video hinstellen und die Leute direkt fragen würde, wie sie meine Körper finden. Dann fragt man ja die Öffentlichkeit nach der Meinung. Aber wenn man ein Bild postet oder ein Video macht und sich dann anhören muss, dass man als Fitness-Youtuberin nun mal besonders fit und shredded sein und sich sowas gefallen lassen muss, dann frage ich mich, seit wann wer beurteilen kann, was Fitness-Youtuberin überhaupt heißt. Ist es denn heute in der Gesellschaft so, dass man nur noch mit geringem Körperfettanteil eine Fitness-Youtuberin sein kann und ist das das Maß aller Dinge?

Wir sollten aufpassen, andere nicht auf irgendetwas zu reduzieren und uns auch wirklich bewusst werden lassen, was wir wollen und uns auch nicht von irgendwelchen Medien uns einreden lassen, was wichtig sein soll.

Zum Beispiel gibt es auf Instagram den Hashtag „MehrRealitätaufInstagram. Das finde ich etwas kontrovers. Auf der einen Seite befürworte ich zwar mehr Realität, aber auf der anderen Seite denke ich, dass viele Instagramer obwohl sie den Hashtag nutzen, immer noch einen Filter drüber legen oder Fotos schießen, dass es so echt wie möglich aussieht, aber uns nicht erschreckt.

Mir ist es nur wichtig, dass wir nicht gleich jemanden nach seinem Äußeren beurteilen und wenn sich zum Beispiel eine Youtuberin hinstellt, die anders ist, als alle anderen dass wir sie dann so akzeptieren, wie sie ist.

Was ich mit meinem Körper mache, ist meine Entscheidung, aber deswegen darf man nicht gleich ein Urteil darüber fällen. Ich bin gefestigt in dem was ich tue und leider gibt es viele Youtuber, die Angst davor haben, was die Community dann von ihnen denkt, wenn sie sich zum Beispiel die Haare schneiden. Dabei ist es auch traurig der Community so ein Denken vorweg zu nehmen und sie so einzuschätzen.

Ich hoffe einfach, dass es im Netz mittlerweile mehr Respekt gibt und ich weiß, dass 99% der Mädels und Jungs, die mich verfolgen auch die Grenze zwischen schlechten, sinnlosen Kommentaren und konstruktiver Kritik kennen. 🙂

Mein Video zu dem Thema findet ihr hier:

 

Hoffentlich versteht ihr meine Sichtweise und versucht immer mit Respekt auf andere Mitmenschen zu gehen. Von daher wünsche ich euch noch einen schönen Tag.

 

Eure Anne 🙂